Von Lena Vorat. Keltische Siedlung, römischer Verwaltungssitz, mittelalterliche Stadtentwicklung und Wiege der Automobilherstellung – was zunächst nach einer neuen Staffel „Die Deutschen“ klingt, sind nur einige Eckpunkte der Geschichte einer Stadt am Neckar – der Geschichte von Ladenburg.
Schon lange bevor ihre Nachbarstädte Mannheim und Heidelberg historische, gesellschaftliche und ökonomische Bedeutung erlangten, war die älteste Stadt Deutschlands rechts des Rheins über Jahrhunderte ein Big Player – wenn auch unter anderen Namen. Bitte einstiegen zur Zeitreise!
Nomen est omen
Den Namen „Lopodunon“ („Wasserburg“) bekam die heute ca. 11 600 Einwohner zählende Stadt von den Kelten. Grund dafür war der damals ungezähmte Neckar, der mit Überschwemmungen und Ausbreitungen das Land beherrschte. Zeugnisse der keltischen Siedlung sind gefundene Reste einer Keltenschanze – auch wenn keiner so genau weiß, wofür diese eigentlich gut waren.
Die Römer kommen!
Ca. 70 n. Chr. hatten die Römer die Region in der Hand. Um militärische Macht zu zeigen, wurde unter Kaiser Vespasian ein Holzkastell errichtet. Ihm verdanken wir auch den Ausdruck „Geld stinkt nicht“ – so soll er nämlich seinem Sohn gegenüber die von ihm angeordnete Besteuerung der öffentlichen Latrinen gerechtfertigt haben. Sein Sohn Domitian baute hier wenig später schon ein Kastell aus Stein.
Um 100 n. Chr. wurde die Stadt von Kaiser Trajan zum Verwaltungsmittelpunkt des von ihm errichteten ulpischen Gaus der Neckarsueben ernannt. Die römische Architektur und Lebensweise etablierte sich, auch der Name klang als „Lopodunum“ ganz nach einer echten römischen Provinzstadt. Die Römer legten im wahrsten Sinne des Wortes den Grundstein für das gegenwärtige Ladenburg: das Leben heute spielt sich auf römischen Fundamenten ab.
Sichtbar ist das teilweise durch Freilegungen. Weitere Zeugnisse des einstigen Weltreiches, zum Beispiel antike Götterdarstellungen, können im Lobdengau-Museum bestaunt werden. Für Groß und Klein gibt es dort viel zu entdecken.
Von geistlichen und weltlichen Herren
Unter dem Frankenkönig Chlodwig (ca. 500 n. Chr.) wurde der Ort, nun „Lobdenburg“ genannt, zum Zentrum des Lobdengaues – einem Gebiet, das vom unteren Neckarland bis zum Odenwald reichte. Höfisches Leben zog ein. Im 7. Jahrhundert schenkte man die Stadt dem Bischof von Worms– die bischöfliche Herrschaft sollte bis 1705 andauern. Nach jahrhundertelangem Streit um die Stadt und einer Mitherrschaft der pfälzischen Kurfürsten seit 1385, stand Ladenburg schließlich unter rein kurfürstlicher Regentschaft. Von diesem Disput zwischen Bischof und Kurfürst berichten uns heute Bronzeskulpturen am Domhofplatz.
Das Mittelalter ist besonders durch die alte Stadtmauer präsent. Sie begegnet uns an vielen Stellen der Altstadt. Beliebte Fotomotive bei Besuchern sind auch der Marktplatz, das Martinstor und der Hexenturm. Letzterer kommt übrigens ganz ohne schwarze Magie aus: entgegen seiner Bezeichnung war er nämlich ein Gefängnis für Diebe.
Ein Bauwerk, das die ganze Geschichte Ladenburgs in sich vereint, ist die katholische St. Galluskirche. Sie wurde auf dem Fundament einer römischen Marktbasilika begründet, deren Bruchteile nach einer Freilegung im Kirchengarten zu sehen sind. So entwickelte sich der Sakralbau in seinem Äußeren über das Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert und spielte stets eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben der Stadt.
Das Leben wird schneller
Große Bedeutung für die Geschichte und die Entwicklung Ladenburgs haben die erste Frau am Steuer und der Vater des Automobils – Bertha und Carl Benz. Während Bertha Benz 1903 die heutige Carl Benz Villa erwarb, gründete Carl Benz 1906 mit seinem Sohn Eugen die Firma C. Benz Söhne. Die Eheleute sind heute als wahre Pioniere auf dem Gebiet der Technik und Mobilität weltberühmt – in Ladenburg erhielten sie die Ehrenbürgerwürde. Carl Benz lebte und wirkte mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1929 in Ladenburg. Sein Vermächtnis ist heute im Automuseum Dr. Carl Benz und der ältesten Steingarage der Welt im Garten der Villa lebendig.
> Fast Namensvettern: In Heidelberg gibt es ein Carl-Bosch-Museum!
Und heute?
Ladenburg ist aber nicht in der Vergangenheit steckengeblieben. Neben den historischen Sehenswürdigkeiten laden zahlreiche gastronomische Abenteuer den Gaumen auf Entdeckungsreise ein. Von der zünftigen Gaststätte, zum romantischen Café bis zum hippen Burgerladen ist für jeden Geschmack etwas dabei.
> Hier geht’s zum Artikel über das Café Huben in Ladenburg!
Galerien, Goldschmieden und Geschenkeshops locken mit den schönen Dingen des Lebens. Zahlreiche Fachwerkhäuser des 16. Jahrhunderts, historische Plätze und Straßenzüge versprühen romantischen Charme. Mit der kostenlosen Ladenburg Audioguide App und ihren vielen Funktionen (Stadtführung, Anfahrtplanung etc.) lässt sich die Stadt besonders leicht erkunden.
Wer es sportlicher und natürlicher möchte, ist am Neckar bestens aufgehoben. Joggen, Walken, Badminton auf den Wiesen oder auch einfach nur Sonne tanken ist allein, zu zweit oder mit der ganzen Familie möglich. Die Stadt ist sehr radfahrerfreundlich und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen – vom Bahnhof bis zum Stadtzentrum sind es weniger als 10 Minuten.
Mein Fazit
Wer einen lockeren Spaziergang am Neckar mit einem gemütlichen Bummel durch eine Altstadt und Geschichte unter freiem Himmel verbinden möchte, ist in Ladenburg genau richtig. Wenn die Stadt nach dem aktuellen Corona-Lockdown wieder ihr volles Potenzial entfalten darf, wird es garantiert nicht nur bei diesem kleinen Flirt bleiben. Die schöne Stadt mit ihren vielen Namen hat das gewisse Etwas, um die Herzen ihrer Besucher für immer zu gewinnen und sich ständig aufs Neue von ihnen entdecken zu lassen. Tipp: Vorab online die Route planen und Restaurants und Sehenswürdigkeiten markieren – es lohnt sich!
Tourist Info: Hauptstraße 8, 68526 Ladenburg
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