Literatur. Nur anders. Das war der Grundgedanke von semikolon. Texte an ungewöhnlichen Orten, kombiniert mit szenischen Elementen. Abseits des klassischen Literaturbetriebs, abseits förmlicher Literaturveranstaltungen. Auch wenn Wasserglaslesungen im festlichen Saal, Gäste in Tweedjackets und erwartungsvolles Schweigen im Publikum nach wie vor Charme haben, wollten wir etwas Neues ausprobieren. Das Publikum miteinzubeziehen und Resonanz zu schaffen, stand an oberster Stelle. Denn wir sind der Ansicht, dass jeder Literatur genießen kann, der bereit ist, sich darauf einzulassen.
Leila, Herz und Seele von semikolon, gründete unser Literaturkollektiv im Herbst 2018 zusammen mit Lisa und Dennis. Mut zum Auftreten, Mut zum Literaturgenuss an Orten des alltäglichen Lebens. Unser Literaturkollektiv feierte seine erste Lesung in einem Handschuhsheimer Garten, die zweite in einer Schreinerei in Wieblingen. Unsere Auftritte bedeuteten Spaß an unkonventionellen Texten, aber auch: Passende Live-Musik mit Geige oder Klavier, Tanz, Malerei und Fotografie.
Auch wenn ein paar Weggefährten aus der Anfangszeit nicht mehr dabei sind, kamen mit der Zeit auch neue Gesichter hinzu, die sich entschlossen zu bleiben. Das sind wir heute, acht Literaturbegeisterte: Leila Mousavi Takieh, Dennis Mizioch, Lisa Kaldowski, Mauricio Gramazio, Steven Stojanovic und seit Herbst auch Laura Tuttas, Christina Egerter und Bella Bender. Wir fragten uns: Was planen wir als Nächstes? Warum nicht Gedichte im Turnverein vortragen? Oder was spricht gegen eine Prosalesung auf dem Parkgelände?
Doch es kam uns eine Pandemie dazwischen.
Was macht eine Gruppe von Jungautor*innen, die es sich zum Ziel gesetzt hat, in ungewöhnlichem Rahmen zu lesen, wenn der Rahmen der Dinge sich grundsätzlich ändert? Wir mussten uns einen neuen schaffen. Also setzten sich vor allem Dennis, Steven und Mauricio zusammen, bis wir uns mit dem Format Semiphon den Podcastern auf Spotify anschlossen: Gemeinsam über unsere Lieblingsautor*innen sprechen und neue Literaturformen erproben. Auf Youtube dagegen veröffentlichten wir unsere Reihe an Videolesungen: „Privatvorstellung“.
Und Lisa inspirierte unser Team mit ihren Textwerkstätten: Sie fasziniert sich für das Zwischenmenschliche, die Abgründe, die Konflikte. Deswegen stand Figurenentwicklung auf dem Programm. Voneinander entfernt, nur verbunden durch Zoom und unsere Bildschirme entwarfen wir keine Persönlichkeiten aus dem Bilderbuch: Vielleicht ist es Asymmetrie, die einen Menschen interessant macht, selbst wenn er oder sie nur auf dem Papier existiert:
Ungewöhnliche Menschen, zusammen in Quarantäne oder auf Reisen. Wir schließen den langen, einsamen Coronawinter mit den entstandenen Geschichten: Manche in Textform, andere als Hörbücher auf Spotify. Auch wenn das Leben sich im vergangenen Jahr stark verändert hat, bleibt immer Raum fürs Erzählen, für Bizarres und Schönes zwischen den Zeilen. Seid ihr auch dabei?
Du findest semikolon bei facebook und Instagram. Hörbücher und den Podcast Semiphon gibt’s bei Spotify. Um zu erfahren, was bei semikolon passiert, kannst dich auch für den Newsletter des Literaturkollektivs anmelden.
Stellvertretend für semikolon: Von Lisa Kaldowski und Bella Bender