„Körperwelten – Anatomie des Glücks“ im Alten Hallenbad

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„Ich war, was du bist: lebendig. Du wirst sein, was ich bin: tot. Du kannst sein, was ich bin: ein Plastinat.“ (Gunther von Hagens)

Nein, tot ist Gunther von Hagens nicht, als er an diesem Abend die Ausstellung „Körperwelten – Anatomie des Glücks“ im Alten Hallenbad in Heidelberg eröffnet. Im Gegenteil: Zum ersten Mal seit Jahren steht der 72-jährige auf der Bühne. Zu verstehen ist er nur schwer, teilweise verschwimmen seine Worte ganz – Gunther von Hagens leidet an Parkinson. Dass er überhaupt sprechen kann, verdankt er zwei Elektroden, die in sein Gehirn eingepflanzt wurden.

Nicht schwer zu verstehen ist, dass der Erfinder der Plastination sich freut. Als er seine Rede unter Tränen unterbrechen muss, applaudiert das Publikum solange, bis er sich wieder gefangen hat. Er berichtet von seinen ersten Plastinationsversuchen in den 70er Jahren an der Universität Heidelberg. Plötzlich wird seine Stimme fest und klar: Für verrückt habe man ihn damals erklärt und seiner Idee keine Zukunft geschenkt. 44 Millionen Besucher weltweit beweisen das Gegenteil.

Und auch wenn Gunther von Hagens in Interviews das Gegenteil zu Protokoll gibt – er ist sichtlich stolz darauf, es allen gezeigt zu haben. Auch wenn seine Arbeit nach wie vor umstritten ist.

Logisch und konsequent: Nach seinem Tod möchte von Hagens ebenfalls als Plastinat ausgestellt werden. Mit Handschlag wird er seine Besucher am Eingang seiner Ausstellung begrüßen. Der Begleittext soll lauten: „Ich war, was du bist: lebendig. Du wirst sein, was ich bin: tot. Du kannst sein, was ich bin: ein Plastinat.“

Ist das makaber? Nicht mehr oder weniger als der Rest der Ausstellung.

Körperwelten – Anatomie des Glücks
(Altes Hallenbad, Heidelberg)

Es ist eine sehr ansprechende Ausstellung, die Angelina Whalley (Gunther von Hagens Ehefrau) im Alten Hallenbad konzipiert hat. Im Männerbad werden auf zwei Ebenen verschiedenste Plastinate präsentiert. Aufwendig inszenierte Ganzkörperplastinate versetzen die Besucher in Staunen. Teilplastinate, wie die berühmte Raucherlunge, erfüllen den aufklärerischen Anspruch der Ausstellung. Guten Gewissens schaut sich das kein Raucher an.

Körperwelten Heidelberg HeidelMag

 

Was das Ganze mit Glück zu tun hat? Prinzipiell nichts und gleichzeitig eine ganze Menge – denn Glück ist ein abstraktes Prinzip. Allerdings sind meine Begleitung und ich uns einig: Die Verbindung der Plastinate mit dem Thema Glück wirkt an vielen Stellen ein wenig konstruiert.

Sicherlich ist es beeindruckend und selten, Embryonen und Föten in verschiedensten Stadien zu sehen. Dennoch ruft dieser Teil der Ausstellung bei vielen Menschen alles andere als ein Glücksgefühl hervor. Für eine Körperwelten-Ausstellung zum Thema Glück wären diese Exponate meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen. Das kann man aber auch anders sehen.

Spannend sind die Ausführungen zu den Hormonen, die unser Glück steuern. Leider ist dieser Teil der Ausstellung sehr kurz gehalten – vielleicht weil man Hormone an Plastinaten schlecht darstellen kann? Dennoch hätte ich mir hierzu mehr Anschauungsmaterial und Erklärungen gewünscht.

Sehr gut gefallen haben mir die Grafiken und Animationen, die die Ausstellung interaktiv begleiten. Hier wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet.

Fazit: Wer Körperwelten noch nicht kennt, für den lohnt sich ein Besuch in jedem Fall. Auch für etwas ältere Kinder und Jugendliche ist die Ausstellung ein spannender Ort! Wer die Original-Ausstellung jedoch bereits ein oder mehrere Male besucht hat, sollte nicht allzu viel Neues erwarten.

Öffnungszeiten: 
Montag – Freitag: 9 – 18 Uhr (letzer Einlass: 17 Uhr)
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 – 18 Uhr (letzter Einlass: 17 Uhr)
(Geschlossen: 24. Dezember und 1. Januar)

Tipp: 2for1 Montag = Studententag (Studenten erhalten gegen Vorlage ihrer Studentenausweise an der Tageskasse zwei Tickets zum Preis von einem: 14 €)

Alle Infos und Preise findet Ihr hier.

Alle Angaben ohne Gewähr.

Marlen Schneider

Schön, dass du hier bist! Ich bin Marlen und wohne in Heidelberg. Aus der Pfalz kam ich 2009 an den Neckar und habe hier eine zweite Heimat gefunden. HeidelMag ist meine journalistische Spielwiese – mal objektiv, meist subjektiv und angeblich manchmal unterhaltsam.

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