Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Christian Bartle Fotografie. Vielen Dank für die großartige Zusammenarbeit! >> Die komplette Fotoreportage gibt es hier.
„it’s magic“ – so lautet das Motto von Martin Scharffs erstem Gourmet Varieté im Heidelberger Schloss. Premiere ist am 28. November im Königssaal. In den letzten Jahren begeisterte der Leiter der Schlossgastronomie seine Gäste mit einem Winter-Varieté. Mit „it’s magic“ soll ein neues Level der kulinarischen Spitzenunterhaltung einziehen. Bei einer Pressekonferenz erläuterten Martin Scharff und seine Kollegen das Konzept. Anschließend kamen die anwesenden Journalisten und Fotografen in den Genuss, das Varieté-Menü zu verkosten – HeidelMag war dabei.
Zugegeben: wir sind ein wenig spät, als wir an diesem Freitag auf dem Schloss ankommen. Schuld daran ist unter anderem eine italienische Touristengruppe, der sich die korrekte Nutzung der Bergbahn nicht auf Anhieb erschlossen hat. Dennoch gehören wir zu den Ersten. Während ich mich umsehe, macht Fotograf Chris ein paar Probeshots. Wir sind beide sehr gespannt – auf das Konzept, aber auch auf das Menü.
Als alle da sind, eröffnet Martin Scharff die Pressekonferenz mit einer kurzen Einleitung und übergibt dann an seinen künstlerischen Leiter Dierk Murelli: „Der Begriff Varieté steht in der Regel für sehr viel Akrobatik und für Nummern, die unabhängig voneinander dargeboten werden“, erläutert dieser. „Bei ‚it’s magic‘ erwartet die Gäste dagegen ein stimmiges Gesamtkonzept aus Magie, Verwandlung und Live-Musik.“
Die Begeisterung ist ihm anzumerken. „Der Zauber beginnt beim Betreten des Schlosshofs und endet mit einem fulminanten Finale im Königssaal – darauf freue ich mich jetzt schon wahnsinnig.“ Murelli ist ein Tausendsassa im Showgeschäft. Neben seiner Arbeit als Showproduzent, ist er als Entertainer, Zauberer und Musiker erfolgreich und tritt im Holiday Park Hassloch, im Europapark und in Disneyland auf.
Mit Deutschlands bestem Illusionisten Peter Valance sowie Künstlern der Michael Jackson Tribute Show und des Musicals „Beat it!“ werden echte Showgrößen Glamour und Staunen im Heidelberger Schloss verbreiten. Für Licht und Ton ist Mike Haymann verantwortlich. Als technischer Leiter möchte er ein Saalerlebnis der Extraklasse schaffen. Seit vielen Jahren setzt er große und kleine Shows, Mega-Konzerte und Firmenevents ins richtige Licht.
Die Pressekonferenz läuft bereits einige Minuten, da betritt eine Dame den Raum. Sie ist groß, auffällig geschminkt und schreckt offensichtlich auch sonst vor Farbe nicht zurück. Travestie-Künstlerin France Delon ist eines der Show-Highlights beim Gourmet Varieté. Sie zieht die Zuschauer nicht nur optisch in ihren Bann: France Delon singt, sie tanzt, sie unterhält. Das tut sie – oder er – seit vielen Jahren sehr erfolgreich im deutschsprachigen Raum, aber auch weltweit, z. B. als Gastkünstler bei AIDA Cruises.
Über ihre Karriere sinniert Delon schulterzuckend: „’72 war ich Hostess bei den olympischen Spielen in München. Wäre die andere nicht schneller gewesen, wäre ich jetzt mit dem spanischen König verheiratet.“ Das stimmt wahrscheinlich. Ich stelle mir Königin Silvia als Drag Queen vor.
Musikalisch orientiert sich „it’s magic“ an Michael Jacksons größten Hits. Das ist Martin Scharffs persönlicher Leidenschaft geschuldet – und natürlich sollte auch das Menü zum Konzept passen. Ein Problem habe es dabei jedoch gegeben, erklärt der Küchenchef: „Ich wusste nicht, was Michael Jackson gerne gegessen hat.“
Scharff tat also, was jeder tun würde: Er rief Michael Jacksons Manager an. Der erzählte ihm locker fluffig von den kulinarischen Vorlieben des King of Pop (asiatische Küche und Karottenkuchen). Kurze Zeit später stand das Menü: eine winterliche Inszenierung moderner Superstar-Küche. Alles kein Problem für den King of Schloss.
Dann lädt uns Martin Scharff in seine Küche ein. Hier dürfen wir beim Anrichten dabei sein und als erste das Menü verkosten. Wobei verkosten nicht das richtige Wort ist – tatsächlich wird uns nämlich das gesamte 4-Gang-Menü „in Originalgröße“ aufgetischt (inklusive Weinbegleitung). Gegeizt wird heute nur bei den Pausen zwischen den Gängen – schließlich fehlt die Show. So muss ich am Ende ein wenig kämpfen, um den Küchenmeister nicht zu beleidigen.
Das wäre auch vollkommen unangebracht, denn alles schmeckt absolut fantastisch. Einzig die Minz-Hippe beim Dessert ist nicht zu 100 % mein Fall. Als ich das jedoch ausspreche, fange ich mir die bösen Blicke meiner Tischnachbarn ein: „DAS IST DAS BESTE!!!“ Ok, ok – ist ja gut.
Einigen können wir uns jedoch alle auf ein Highlight: Die Vorspeise „Dreierlei vom Lachs ‚California Style‘: Sushi-Roll | gebeizt | Tatar an Erbsen-Wasabicremé, mit Koriandermayonnaise, Tobiko Kaviar, gebackenem Wan Tan und Sesam“. F.A.N.T.A.S.T.I.S.C.H.
Bei der Hauptspeise setzt Martin Scharff auf ein klassisches Wintergericht – und geizt dabei nicht mit den Zutaten: Eine so dicke Scheibe Fleisch hätte ich bei einem Gourmet-Menü nicht unbedingt erwartet. Darüber freut sich der Bauch, über die Präsentation das Auge.
Duett vom rosa gebratenem Kalbsrücken und sanft geschmorten Ochsenbäckchen
an winterlichem Wurzelgemüse mit getrüffelter Spätburgunder-Jus
und Waldpilz-Serviettenknödel
An dieser Stelle stellt sich zwar ein ordentlicher Sättigungsgrad ein, dennoch schaffe ich es fast, alles aufzuessen. Es schmeckt nämlich so gut, wie es aussieht:
Auch beim vegetarischen Menü wurde mitgedacht: Das kommt nicht als fleisch- und farblose Kopie daher, sondern als eigenständige Kreation. Die Vorspeise Orientalisches Dreierlei besteht aus „Rote Beete Falafeln auf buntem Linsensalat mit Minz-Joghurt, marinierter Blattpetersilie, gebratenem Chicorée und Granatapfel“. Zum Hauptgang gibt es „Gefüllte Aubergine mit Schafskäse auf Bulgur mit Ras el Hanout, Tomaten-Oliven-Sugo, Auberginenkaviar und geröstete Pistazien“. Kann sich sehen lassen, oder?
„Mittlerweile habe ich tatsächlich Bedenken, dass viele Fleischesser plötzlich das vegetarische Menü wollen, wenn sie die Menükarte auf dem Tisch sehen“, gibt Martin Scharff lachend zu, „dann bekommen wir ein Problem in der Küche.“
Klar, das alte Grillparty-Phänomen: Plötzlich sind geschmolzener Käse und gefüllte Pilze für Fleischesser deutlich interessanter, als profane Bratwürstchen. Dem Vegetarier bleibt häufig nur sein Tofu.
(Wahrscheinlich ist das auch der einzige Grund, warum es überhaupt Fleischersatzwaren aus Tofu gibt: Die isst niemand weg.)
Nun lassen sich Kalbsrücken und Ochsenbäckchen schwerlich als profan bezeichnen. Wer beim Gourmet Varieté vegetarisch essen möchte, sollte das aber bei der Buchung angeben. Suppe und Dessert sind bei beiden Menüs gleich.
Apropos Suppe: Die wird tischweise und zur Selbstbedienung in einer großen Löwenkopfterrine serviert. So soll die Konversation zwischen den Gästen gefördert werden. Das ergibt Sinn: Wenn ich meinem Nachbarn erst einmal die Suppe auf den Anzug gekippt habe, kann ich mich auch mit ihm unterhalten.
Das gesamte Menü findet ihr hier.
Chris ist laut eigener Aussage „im Mode“. Während er in der engen Küche um die besten Motive kämpft und nur zum Essen auftaucht, unterhalte ich mich mit den anwesenden Kollegen. Unter anderem sind die Herausgeber von UNIKAT gekommen – einem wunderbar wertigen Magazin für Kunst, Kultur und Kulinarik in der Region.
Am Ende komme ich dazu, ein paar Worte mit Martin Scharff persönlich zu wechseln. „Rühren Sie nur ordentlich die Werbetrommel“, raunt er mir beim Abschied zu „das muss gut werden. Ich habe nämlich schon eine Idee für’s nächste Jahr. Da machen wir…“ Nein, ich verrate nichts, stimme aber zu: „The show must go on!“
Weitere Infos und Tickets: www.gourmet-variete-schloss-heidelberg.de
Viele weitere Bilder zum Gourmet Varieté und anderen Themen findet ihr unter www.christianbartle.de
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